Dr. Evan Mayo-Wilson und sein Team von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in Baltimore, USA, analysierten mit Kollegen von der britischen Oxford University und dem Londoner University College über 100 Studien zu den Behandlungsmöglichkeiten von Sozialphobie.
Dabei werteten sie insgesamt Daten von über 13.000 Betroffenen aus, die medikamentös und/oder mit einer Gesprächstherapie behandelt wurden.
Die Behandlung mit Psychopharmaka ist bei Sozialphobien weit verbreitet. Meist werden Antidepressiva vom Typ Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer eingesetzt. Diese Medikamente sind jedoch, wie der Name schon sagt, eigentlich zur Behandlung von Depressionen gedacht.
Sie können starke Nebenwirkungen haben – bis hin zum plötzlichen Tod – und langfristig das Risiko für andere Krankheiten erhöhen.
Abgesehen davon behandeln Medikamente immer nur die Symptome, die eigentliche Ursache, also die Erkrankung selbst, bleibt weiterhin bestehen. Sobald man die Medikamente absetzt, verschlimmern sich auch die Symptome wieder – wenn das Antidepressivum überhaupt geholfen hat.
Mehr über die schädliche Wirkung von Psychopharmaka und mögliche Alternativen erfahren Sie in unserem Bericht Plötzlicher Tod durch Antidepressiva.
Gesprächstherapie bei Sozialphobie sinnvoll
Die Metaanalyse der US-amerikanischen und britischen Forscher kam ebenfalls zu diesem Ergebnis. Sie zeigte, dass eine kognitive Verhaltenstherapie der sinnvollste und zugleich risikoärmste Weg ist, um eine Sozialphobie zu verbessern oder gar zu heilen.
Eine kognitive Verhaltenstherapie ist eine Form der Gesprächstherapie, die Gedanken, Gefühle und Verhalten miteinander verbindet. Die Patienten werden unter fachmännischer Führung dazu gebracht, sich mit ihren Ängsten aktiv auseinanderzusetzen und sie so Schritt für Schritt abzulegen.
Im Gegensatz zu der Behandlung mit Antidepressiva sind die Ergebnisse einer kognitiven Verhaltenstherapie dauerhaft und haben keine Nebenwirkungen.
Dennoch werden nach wie vor zahlreiche Sozialphobiker ausschliesslich medikamentös behandelt. Das liegt vor allem daran, dass Ärzte ihren Patienten lieber Tabletten verschreiben, als den Ursachen der Symptome auf den Grund zu gehen.
In Ausnahmefällen ist es zwar durchaus sinnvoll, kurzfristig Psychopharmaka einzusetzen. Der Fokus sollte jedoch immer auf der Behandlung in Form einer Gesprächstherapie liegen.