Do. Mai 16th, 2024

Chronischer Alkoholkonsum verstärkt Angststörungen und posttraumatische Belastungsstörungen. Durch das regelmäßige Trinken werden Schaltkreise im Gehirn beeinträchtigt, die traumatische Ereignisse verarbeiten.

Alkohol ist auch keine Lösung. Ein weiteres Argument für den Wahrheitsgehalt dieser Phrase haben nun Neurowissenschaftler entdeckt. Dass sich Trinken auf das Gehirn negativ auswirkt, ist nicht neu. Eine aktuelle Studie an Mäusen zeitg nun: Hoher Alkoholkonsum stört die Funktion jener Schaltkreise im Gehirn, die Angst verarbeiten und traumatische Erlebnisse erträglich machen.

Nach einem traumatischen Ereignis müssen Menschen lernen, dass die erlebte Gefahr vorbei ist. Dabei kontrollieren kognitive Gehirnzentren emotionale, sagt der Neurowissenschaftler und Studienautor Thomas Kash von der Universität North Carolina. Dieser Mechanismus funktioniert bei regelmäßigem, hohem Alkoholkonsum nur noch eingeschränkt.

Unfälle und Gewalt
Dabei kann es auch andere Gründe für die Wechselwirkung zwischen Traumata und Alkohol geben: Alkohol erhöht die Gefahr von Verkehrsunfällen und Alkoholiker neigen häufiger zu Gewalt.

Doch diese Umstände würden den beobachtbaren Zusammenhang zwischen Angst-, posttraumatischen Störungen und Alkohol nur teilweise erklären, schreiben die Studienautoren.

Schaltkreise und Rezeptoren
In dem Versuch erhielten Mäuse einen Monat fast täglich eine Alkoholdosis, die den Alkoholgehalt im Blut auf knapp über 1,6 Promille brachte. Eine Kontrollgruppe an Mäusen blieb nüchtern.

Die Tiere bekamen dann leichte Elektroschocks verabreicht, nachdem zuvor ein bestimmter Ton erklungen war. Nach einiger Zeit spielte man den Tieren nur noch den Ton ohne Elektroschock vor. Die nüchternen Tiere verloren ihre Angst und lernten, dass der Ton nun ungefährlich war. Die betrunkenen Tiere erstarrten nach wie vor in Angst.

Ein Vergleich der Gehirne der Mäuse ergab, dass unter Alkoholeinfluss Zellen im präfrontalen Cortex eine andere Form aufweisen und die Aktivität von NMDA-Rezeptoren unterdrückt war.

Mäuse und Menschen
Das an den Mäusen beobachtete Muster, Angst nicht bewältigen zu können, wenn eine erlebte Gefahr vorbei ist, trete in ähnlicher Form auch bei Menschen mit posttraumatischen Belastungsstörungen auf.

Da die beschriebene Studie an Mäusen durchgeführt worden ist, planen die Wissenschaftler den Zusammenhang zwischen Alkohol, Angst und posttraumatischen Störungen demnächst auch an Menschen zu untersuchen.

Durch den nun entdeckten molekularen Mechanismus im Gehirn erhoffen sich die Studienautoren einen Ansatz für Therapien. Menschen mit posttraumatischen Belastungsstörungen, die auch Alkoholiker sind, könnte dann geholfen werden.

Quelle: http://science.orf.at

Von Sebastian

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