Fr. Mrz 29th, 2024

In ihrer Langzeitstudie untersuchten Sonntag, Wittchen, Höller, Kessler und Stein retrospektiv, ob soziale Ängste (mindestens eine soziale Angst, jedoch sind die DSM-IV Kriterien für eine Soziale Phobie nicht erfüllt) oder die DSM-IV soziale Phobie mit gelegentlichem Nikotinkonsum, nicht-abhängigen regelmässigen und abhängigen regelmässigen Nikotinkonsum oder eine Nikotinkonsum, einen regelmässigen Nikotinkonsum oder eine Nikotinabhängigkeit Jahre später erhöhen.

Die repräsentative Stichprobe aus der Early Developmental Stages of Psychopathology (EDSP) Studie bestand aus 3021 Adoleszenten im Alter von 14 bis 24 Jahren aus dem Grossraum München. Auf die retrospektive Basisuntersuchung T0 (Baseline) folgten innerhalb von vier bis fünf Jahren zwei prospektive Nachfolgeuntersuchungen T1+T2 (Follow-up) mit Responderraten über 80%. Die psychopathologisch-diagnostische Beurteilung der DSM-IV sozialen Phobie und der Nikotinabhängigkeit erfolgte mit der computergestützten Version des Munich-Composite International Diagnostic Interview (M-CIDI). Aufgrund der Informationen zur Basisuntersuchung T0 wurde die Stichprobe in drei Gruppen aufgeteilt: Gruppe ohne soziale Ängste/soziale Phobie (Vergleichsgruppe), Gruppe mit sozialen Ängsten und Gruppen mit sozialer Phobie.

Ergebnisse
Zur Basisuntersuchung T0 waren 75% gelegentliche Raucher (mindestens einmal im Leben Nikotinkonsum, jedoch nicht täglich innerhalb eines Monats), ein Drittel waren nicht abhängige regelmässige Raucher (täglicher Nikotinkonsum über einen Zeitrum von länger als einem Monat, erfüllen die DSM-IV Kriterien für die Abhängigkeit nicht) und 19% waren nikotinabhängig (abhängige regelmässige Raucher). Über 27% der Befragten hatten mindestens einmal in ihrem Leben unverhältnismässige starke Ängste vor sozialen Situationen erlebt und 7, 2 % erfüllten die DSM-IV Kriterien der sozialen Phobie. Nennenswert  ist, das die Hälfte der Nikotinkonsumenten mit entweder sozialen Ängsten oder sozialer Phobie angaben, der Beginn der Angst sei zeitlich vor dem Beginn des ersten Nikotinkonsum gewesen. Die Tabelle 1 zeigt die retrospektiven Befund der Basisuntersuchung  T0. Es wurde ein konsistenter signifikanter Zusammenhang zwischen den drei Gruppen (ohne soziale Angst/soziale Phobie, sozialen Ängsten, sozialer Phobie) und der Nikotinabhängigkeit gefunden (15,4% vs 26,1% vs. 31,5%). Beide Geschlechter mit Sozialen Ängsten oder sozialer Phobie waren mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit Nikotinabhängig, verglichen mit der Kontrollgruppe ohne soziale Ängste/soziale Phobie (OR = 1.95, OR = 2.07). Depressive Störungen wurden kontrolliert.  Die prospektiven Befunde der Folgeuntersuchungen T1+T2 werden in der Tabelle 2 behandelt. Nicht-Raucher und nicht-abhängige Raucher mit sozialen Ängsten zur Basisuntersuchung T0 entwickelten mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit eine Nikotinabhängigkeit über den Beobachtungszeitraum von vier Jahren, verglichen mit der Kontrollgruppe ohne soziale Ängste/soziale Phobie (OR = 3.85, OR = 1.50). Keine signifikant erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine Nikotinabhängigkeit hatte die gelegentlichen Raucher und die nicht abhängigen regelmässigen Raucher mit sozialen Ängsten oder sozialer Phobie. Es gab keine Evidenz für den Beginn eines Nikotinkonsums der Nicht-Raucher mit sozialen Ängsten oder sozialer Phobie sowie dem Beginn eines regelmässigen Konsums der Nicht-Raucher und gelegentlichen Rauchern mit sozialen Ängsten oder Phobie. Das Alter, Geschlecht, depressive Störung sowie die Neuerkrankungen (Inzidenz) der sozialen Angst/sozialen Phobie wurden statisch kontrolliert.

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Quelle: Sonntag, Wittchen, Höfler, Kessler und Stein

Von Sebastian

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