Di. Mrz 19th, 2024

Betroffene berichten

Matthias:
Ich möchte euch etwas Mut machen. Ich litt 17 Jahre an einer schweren sozialen Phobie und war deshalb auch lange Zeit ziemlich abhängig von Benzodiazepinen (Tavor, Valium etc).
Ich verliebte mich eines Tages in eine Frau (übers Internet kennen gelernt) aber da ich durch die soziale Phobie (und das ständige Alleinsein) starke soziale Defizite hatte, konnte ich diese Frau nicht für mich gewinnen.

Da mir in diesem Augenblick meine massiven Defizite bewusst wurden, beschloss ich endlich etwas zu ändern.
Ich habe dann mit Expositionsübungen (Konfrontation) angefangen – ohne Therapeut, ganz alleine.
Ich fing mit ganz einfachen Übungen an aber dann steigerte ich mich relativ schnell und habe immer härte Übungen (auf der Straße/Plätzen/in Einkaufsstraßen) gemacht. Ich habe Menschen angesprochen, unsinnige Dinge gefragt und mich ganz bewusst danebenbenommen um „heftige Ablehnung zu bekommen“ – um mich daran zu gewöhnen. Am Ende der Übungen bin ich mit erhobenen Händen durch die Einkaufstraße (in einer fremden Stadt) gelaufen, habe 5 leere Coladosen an einer Schnur hinter mir hergezogen und mich (ganz bewusst) wie ein Geisteskranker aufgeführt. Jeder Passant, der mich sah, dachte, dass ich aus der „Geschlossenen Psychiatrie“ ausgebrochen bin und ich habe extreme Ablehnung bekommen aber genau daran muss man sich ja gewöhnen und lernen, dass dann trotzdem „nichts Schlimmes passiert“.
Ich habe diese Übungen 6 Wochen lang, jeden Tag, gemacht, teilweise bis zu 8 Stunden täglich und ich habe dadurch meine soziale Phobie überwunden.
In den 17 Jahren machte ich alle möglichen Therapien (auch stationär) – ich habe unzählige Therapeuten aufgesucht aber nichts hat geholfen – ich war hoffnungslos austherapiert.
Erst durch diese extremen Expositionsübungen konnte ich die soziale Phobie heilen – sie ist vollkommen aus meinem Leben verschwunden.
Heute ist es sogar so, dass ich mir, obwohl ich 17 Jahre daran litt, nicht einmal mehr vorstellen kann wie das früher mit der Phobie war – sie ist vollständig geheilt.
Und ihr könnt das auch! Macht Exposition (mit therapeutischer Hilfe oder alleine) aber wenn ihr das macht, müsst ihr das täglich tun, ohne Pause, richtig hart und über einen längeren Zeitraum.
Etwas anderes, und das kann ich euch aus 17-Jahren-Leiden sagen, hilft nicht.
Viel Erfolg und alles Gute!

Aline:
Ihr werdet es vielleicht nicht glauben aber ich bin fast vollständig von meiner sozialen Phobie geheilt und kann endlich Angstfrei mein Leben anpacken.
Es gibt zwar noch manchmal Momente in denen die Unsicherheit leicht zu spüren ist aber dass ist gar nichts im Vergleich wie es früher war.
Sehr geholfen hat mir beim Kampf gegen die SP die Gruppentherapie in einer Tagesklinik zudem hat sich mein Leben ziemlich verändert so habe ich beispielsweise meine Klasse über die SP informiert was sich positiv ausgewirkt hat.

Perla:
ich hatte eine Sozialphobie. Habe sie weitestgehend geheilt.

Dadurch, das ich mich meiner Angst/Ängste gestellt habe, sie mir angeschaut habe, angenommen habe und in Situationen rein bin, wo ich Angst hatte. Ich bin nicht um die Erfahrung, das tun herum gekommen. Und am Anfang war es echt voll Sch…

Nun treffe ich gerne Menschen und lerne gerne neue Menschen kennen, finde Geistreiche Gespräche sehr angenehm, auch mit Menschen die ich neu kennen gelernt habe. HS bin ich aber immer noch. Und ich brauche am Anfang ein bisschen Zeit und wirke dann introvertiert, um mich auf die neuen Menschen einzustellen. Aber wenn das vorbei ist, kann ich erkennen, wie ich mich demjenigen gegenüber Verhalten kann/will.

Ich spüre auch die Gefühle der anderen. Aber wenn ich erkenne jemand ist mies drauf, kann ich gut das bei ihm lassen, weil es sein Gefühl ist und es gehört zu ihm, ich spüre es, aber ich identifiziere mich mit seinem Gefühl nicht (mehr). Dadurch kann ich Selbstbewusst bleiben. Ich muss mich nicht mehr klein machen. Ich bin kein Opfer mehr.

Es ist wichtig das HSM erkennen, das sie auch ein Selbstbewusstsein haben. Und das ihre HS eine Gabe ist. Und das sich klein fühlen, Ängste haben nicht zusammen gehören, nicht zu ihrer HS gehört. Das sie es ablegen können. Das ihre Ängste nur entstanden sind, das sich sich immer wieder unverstanden fühlen, das sie so viel spüren und wahrnehmen und dadurch auch Ängste vor den Menschen entwickeln können, weil nicht alle Menschen respektvoll und liebevoll sind. Im Grunde entwickelt der HSM seine Ängste gegenüber Menschen: die ihn nicht verstehen, ihn verletzten, eigene negative Gefühle in sich haben. Bei mir war das so. Und ich wurde in meiner Pflege-Familie zusätzlich dumm gemacht, weil ich in ihren Augen Schwächen habe.

Heute kann ich erkennen, das ich viele Stärken habe und das was mir als Schwäche angehängt wurde, war nur die Erwartung der anderen, wie ich zu sein habe, in ihren Augen.

Sophie
Ich bin 39 und kenne alle möglichen Symptome der Sozialphobie seit meinem etwa 12. Lebensjahr. Dass das, worunter ich litt diesen Namen trägt habe ich SELBST (trotz ersten Versuchen zur Hilfe durch Therapie mit 20!) mit 33 herausgefunden.

Angenommen ich setze den Grad der Sozialphobie während meiner Teenagerjahre mit 10 fest (Maximum) (in meinem Fall heisst das: extremste Angstzustände vor allen Situationen, wo ich vor grösseren Gruppen etwas sagen musste, sei es nur, mich im Unterricht zu melden, geschweige den Vorträge zu halten, später Jobinterviews etc.), meist Tage, Wochen und Monate zuvor und währenddessen begleitet von diversen Symptomen (diese haben sich im Laufe der Jahre auch verschoben, ich könnte sicher 10 verschiedene aufzählen).

Wenn ich nun also den Grad meines ‘Zustands’ gesamthaft betrachtet bei 10 festlegen würde, kann ich heute sagen, er liegt bei etwa 1. Kann auch mal schwanken, jedenfalls sehr tief heute. Ich habe also meine Sozialphobie zu gefühlten 90% geheilt. Und mit dem Rest kann ich heute so umgehen, dass er mir das Leben nicht mehr vermiest. 🙂

Kurz zusammengefasst, was mir dabei alles geholfen hat:

– Absolute Nummer 1 und nicht zu unterschätzen, auch wenn das der Verstand (vielleicht) nicht hören will: BEWUSSTWERDUNG. Es geht ums Aufwachen. Es geht darum, herauszufinden, wer Du wirklich bist. Je näher Du Deinem Kern, dem echten Kern wieder kommst, desto mehr ist die Angst WEG. Bei den meisten Menschen ist dies ein langsamer und schrittweiser Prozess gemäss dem Spruch: Wer in tiefer Dunkelheit ist, verträgt allenfalls nicht zu viel Licht auf einmal. Es geht um Identifikation und um Loslassen. Auch das Leid. Es hat einen Grund, warum wir am Leid festklammern, obwohl das echte in uns das selbstvertändlich nicht will. Aber die ‘Schalen’ und Konditionierungen wollen es.

2: Lesen. Mir haben extrem viele Bücher geholfen. Wobei ich auch Umwege gehen musste, erst herausfinden musste, wo überhaupt die Autoren selbst stehen (nicht alle sind gleich ‘weise’, aus einer gewissen Perspektive, bzw. stehen auch an ihrem eigenen Ort der Bewusstwerdung). Wenn Du Tennis spielen lernen willst und es verkraftest, dann geh direkt zu Roger Federer. Übertragen heisst das, wenn Du möglichst direkt zum Ziel willst, wende Dich direkt an die weisesten Menschen durch alle Kulturen und Zeiten (wer die sind, finde selber heraus). Ich kann dazu nur sagen: Es ist jenseits von Religion. Oder mitten im Kern von manchen, aber nicht an Religion gebunden. Du brauchst keine Religion. Sie muss Dich aber auch nicht zwingend hindern (kann aber), bleib einfach offen, folge Deinem Herzen, Deiner inneren Wahrheit. (egal was die Gesellschaft sagt).

3: Ausdruck: sprechen, schreiben, malen, alleine plus auch Hilfe in Anpsruch nehmen, beides mögllich – bei Menschen und an Orten, wo es sich richtig anfühlt. ist das nicht so oder die Zeit vorbei, gehe weiter. Du bist nirgens gebunden! Zieh weiter, wenn Du soweit bist

4. Je nachdem kann und /oder wird es sich ergeben, dass gewisse Beziehungen enden. Das kann schmerzhaft sein, Angst machen (und von der hat man eh schon genug)- aber gib niemals auf. Es öffnet sich Neues!! Und ich kenne Momente der absoluten 100% Überzeugung, dass es NIEMALS besser wird, KEINE Hoffnung gibt etc. etc. es ist Bullshit. Es geht IMMER weiter. In tiefster Dunkelheit GEHT es weiter, ob es Dir passt oder nicht. Und Menschen, die Dir sagen, es könne nie besser werden, sind ganz einfach verwirrt. Sie wissen es nicht besser. Beginne auf jene zu hören, die es besser wissen. Du DARFST aus Beziehungen aussteigen oder sie anders und neu gestalten! Und es GIBT ganz viele Menschen auf der Welt, neue Menschen, andere Menschen, glaube Gedanken nicht, dass Du von irgendjemand abhängig bist. Aber geh in Frieden, jeder tut sein Bestes, lass in Frieden los, so gut es geht.

Von Sebastian

Ein Gedanke zu „Betroffene berichten, Sozial Phobie überwindbar?“
  1. Ich kann mich in solche Erfahrungsberichte gut hinein versetzen, denn ich habe früher unter Anderem wegen sozialen Ängsten Alkohol konsumiert, um diesen Defiziten etwas entgegen setzen zu können.
    Das hat mich dann in eine Alkoholabhängigkeit geführt, die ich jetzt seit vielen Jahren überwunden habe.
    Hilfe braucht man natürlich bei solchen Erkrankungen und da gilt es, die richtige Hilfe für sich zu finden

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