Di. Jul 16th, 2024

    Die Psychiatrie beseitigt Symptome, vergisst darüber aber den Menschen, warnt der Schweizer Psychiater Daniel Hell.

    DIE ZEIT: Angenommen, ich liefe jetzt rot an und brächte kaum meine Frage heraus. Wäre ich dann bei Ihnen richtig?

    Daniel Hell: Es kommt darauf an, wie sehr Sie darunter leiden würden. Wenn Sie das, was Sie im Innersten tun und sagen wollen, so nicht mehr umsetzen können, dann muss man sich fragen: Hat das einen Krankheitswert, der nach einer Behandlung ruft?

    ZEIT: Man könnte sich auch fragen, seit wann man wegen Schüchternheit eigentlich zum Arzt rennt.

    Hell: Das hat in den frühen achtziger Jahren begonnen. Im Amerikanischen spricht man seither von SAD, Social Anxiety Disorder, im Deutschen von Sozialen Phobien. Wir haben es also mit einem sehr modernen Krankheitsbild zu tun. In traditionellen Umgebungen, wo das Leben in immer gleichen Bahnen und unter nahen Bekannten verlief, spielte die Schüchternheit natürlich eine geringere Rolle.

    ZEIT: Wer schüchtern ist, könnte heute vermehrt solche geregelten Bahnen aufsuchen. Ich bin mal einem sehr schüchternen Menschen im Finanzamt begegnet, er war Steuerprüfer und schien sich zwischen all den Papieren ganz wohlzufühlen.

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