So. Okt 13th, 2024

    Knapp zehn Jahre liegt dieses erste Gespräch mit Prof. Andreas Ströhle zurück, der die Spezialambulanz für Angsterkrankungen an der Charité leitet. „Seitdem habe ich mich noch mal neu kennengelernt“, sagt Gudrun Klee glücklich. Sie hat sich verändert, obwohl die Spuren der Vergangenheit wohl nie ganz verschwinden werden.  Fast 30 Jahre hat eine soziale Phobie Gudrun Klees Leben beherrscht. „Aber ich habe mehr erreicht, als ich erwartet habe“, erzählt sie stolz. „Stehe ich heute im Supermarkt an der Kasse, weiß ich, wie es sich früher anfühlte. Aber: Es ist nicht mehr da.“ Es. Die Angst. Sie ist weg. „Das ist ein tolles Gefühl.“
    Etwa jeder sechste Deutsche, zeigen große Studien, entwickelt im Laufe seines Lebens eine soziale Phobie. Frauen trifft es etwa doppelt so häufig wie Männer. „Angespannt zu sein, bevor man z. B. ein Referat hält, ist genauso normal wie ein gewisses Misstrauen Fremden gegenüber“, sagt Prof. Ströhle, um zu beschreiben, wo die Grenze zur Krankheit verläuft. „Angst ist eine lebenswichtige Emotion. Symptome wie Händezittern, Erröten oder Schwitzen allein machen noch keine Krankheit.“ Entscheidend sei das Ausmaß. Menschen mit sozialer Phobie nehmen jeden „Auftritt“ vor anderen wie ein Tribunal wahr. Sie haben Angst, sich zu blamieren. Angst, negativ beurteilt zu werden. Angst, zu versagen. Angst vor der Angst.

    Quelle: vital.de

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