Im Schatten der Angst: Das Leben mit chronischer Sozialer Phobie

Jenseits der Schüchternheit – Wenn soziale Angst das Leben übernimmt

 

Das Herz schlägt bis zum Hals, die Hände sind feucht, die Stimme zittert. Die meisten Menschen kennen dieses Gefühl vor einem wichtigen Vortrag oder einem Bewerbungsgespräch. Doch was, wenn dieses Gefühl nicht nur in Ausnahmesituationen auftritt, sondern den gesamten Alltag beherrscht? Wenn bereits der Gedanke an ein Telefonat, ein gemeinsames Essen mit Kollegen oder das Betreten eines Supermarktes eine Welle lähmender Panik auslöst? Hier endet die normale Schüchternheit und es beginnt das Territorium einer ernstzunehmenden psychischen Erkrankung: der Sozialen Phobie, auch Soziale Angststörung genannt.1

Sie ist eine der häufigsten, aber oft am meisten unterschätzten Angststörungen.3 Oft wird sie fälschlicherweise als extreme Zurückhaltung abgetan, doch für Betroffene ist sie ein unsichtbares Gefängnis. Unbehandelt kann diese Störung chronisch werden und das Leben in all seinen Facetten – vom Beruf über Freundschaften bis hin zur finanziellen Existenz – fundamental beeinträchtigen. Dieser Artikel beleuchtet das Wesen der Sozialen Phobie, zeichnet den Weg in die Chronifizierung nach und zeigt auf, wie der Alltag für Menschen aussieht, deren Leben von der ständigen Angst vor dem Urteil anderer bestimmt wird.

 

Das Wesen der Sozialen Angststörung – Mehr als nur Angst

 

Im Kern der Sozialen Phobie steht nicht die Angst vor Menschen an sich, sondern die tief verwurzelte, irrationale Furcht vor prüfender Betrachtung und negativer Bewertung durch andere.3 Betroffene leben in der ständigen Sorge, sich zu blamieren, etwas Peinliches zu tun oder als inkompetent, dumm oder seltsam wahrgenommen zu werden. Sie fühlen sich wie unter einem permanenten Scheinwerfer – ein Phänomen, das als „Spotlight-Effekt“ bekannt ist.5 Diese Angst ist so durchdringend, dass sie das Denken, Fühlen und Handeln der Person dominiert und sich in einer Trias von Symptomen manifestiert.

in Bild, das den Druck und das Gefühl des Beurteiltwerdens in sozialen Situationen darstellt. Vielleicht eine Person in einem belebten Raum, deren Gesicht verdeckt ist oder unscharf wirkt, während die Gesichter der umgebenden Menschen scharf und kritisch erscheinen.

 

Die Symptom-Trias – Ein Teufelskreis aus Gedanken, Körper und Verhalten

 

  1. Kognitive Symptome (Gedanken): Das innere Erleben von Menschen mit Sozialer Phobie ist von einem unerbittlichen Gedankenkarussell geprägt. Negative Denkmuster, wie die feste Überzeugung, sich blamieren zu werden, führen zu einer überkritischen Selbstwahrnehmung.6 Neutrale oder sogar positive Reaktionen von Mitmenschen werden systematisch als Ablehnung fehlinterpretiert. Jede soziale Situation wird im Vorfeld gedanklich durchgespielt und mit katastrophalen Ausgängen verknüpft. Nach der Situation folgt ein zermürbendes Grübeln, bei dem jedes eigene Wort und jede Geste auf mögliche Fehler analysiert wird.8 Oftmals legen sich Betroffene extrem hohe, perfektionistische Leistungsstandards auf, in dem Versuch, vermeintliche oder tatsächliche Unzulänglichkeiten zu kompensieren und Kritik von vornherein zu vermeiden.9
  2. Physische Symptome (Körper): Die intensive Angst löst eine starke körperliche Stressreaktion aus, die oft fälschlicherweise als das eigentliche Problem wahrgenommen wird.5 Zu den häufigsten Symptomen gehören Herzrasen (Tachykardie), Schweißausbrüche, Zittern, plötzliches Erröten (Flush), Übelkeit, Magen-Darm-Beschwerden, ein „Kloß im Hals“, Schwindel und ein starker Drang zum Wasserlassen.5 Diese körperlichen Reaktionen können sich bis zu einer ausgewachsenen Panikattacke steigern.3 Der Teufelskreis schließt sich, wenn Betroffene befürchten, dass andere diese sichtbaren Anzeichen von Nervosität bemerken könnten – wie das Zittern der Hände oder das Erröten im Gesicht – und sie allein dafür negativ bewerten. Die Angst vor den Symptomen verstärkt die Symptome selbst.11
  3. Verhaltenssymptome (Handeln): Die logische Konsequenz aus den quälenden Gedanken und körperlichen Reaktionen ist ein ausgeprägtes Vermeidungsverhalten.14 Betroffene beginnen, angstauslösende Situationen systematisch zu umgehen. Sie sagen Verabredungen ab, meiden Feiern, Konferenzen und öffentliche Orte.5 Ist eine Vermeidung nicht möglich, greifen sie auf sogenanntes „Sicherheitsverhalten“ zurück. Dieses dient dazu, die befürchtete Katastrophe abzuwenden oder zu minimieren. Beispiele hierfür sind das Meiden von Blickkontakt, das Verstecken der Hände in den Taschen, um Zittern zu verbergen, das Sprechen mit leiser Stimme oder das Formulieren sehr kurzer Antworten, um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten.3

 

Wenn die Angst zum ständigen Begleiter wird: Der Weg in die Chronifizierung

 

Eine unbehandelte Soziale Phobie bleibt selten statisch; sie neigt dazu, sich auszubreiten und das Leben der Betroffenen immer stärker einzuengen. Dieser Prozess der Chronifizierung wird durch mehrere sich gegenseitig verstärkende Mechanismen angetrieben.14

 

Der Teufelskreis der Vermeidung

 

Der lerntheoretische Ansatz erklärt, warum die Krankheit so hartnäckig ist. Jede erfolgreich vermiedene soziale Situation führt zu einer sofortigen, kurzfristigen Linderung der Angst.3 Dieses Gefühl der Erleichterung wirkt wie eine Belohnung und verstärkt das Vermeidungsverhalten massiv. Langfristig ist dieser Mechanismus jedoch fatal: Die Betroffenen berauben sich der Möglichkeit, korrigierende Erfahrungen zu machen. Sie lernen nie, dass die befürchtete soziale Katastrophe – das Ausgelachtwerden, die offene Ablehnung – in der Realität meist gar nicht eintritt.6 Die Angst bleibt somit nicht nur bestehen, sie wird durch die Vermeidung zementiert und bestätigt sich scheinbar selbst. Die Welt der Person wird schrittweise kleiner, bis nur noch wenige, als sicher empfundene Orte und Routinen übrig bleiben.

 

Die „Angst vor der Angst“ (Erwartungsangst)

 

Mit der Zeit verschiebt sich der Fokus der Angst. Es ist nicht mehr nur die konkrete Situation, die Furcht auslöst, sondern die Angst davor, überhaupt wieder Angst zu empfinden. Diese „Angst vor der Angst“, auch Erwartungsangst genannt, ist ein zentrales Merkmal der Chronifizierung.19 Bereits Wochen vor einem anstehenden Termin, wie einer Familienfeier oder einer Präsentation, beginnen die quälenden Sorgen. Der Körper befindet sich in einem Zustand permanenter Anspannung und Alarmbereitschaft.20 Das Leben wird zu einem ständigen Warten auf die nächste Bedrohung, was zu chronischem Stress, Erschöpfung und Schlafstörungen führt.10

 

Der Dominoeffekt: Komorbiditäten als Folge

 

Eine chronische Soziale Phobie existiert selten isoliert. Die ständige psychische Belastung, die soziale Isolation und die erlebten Einschränkungen im Leben bilden einen Nährboden für weitere schwere psychische Erkrankungen.21

  • Depression: Die Hoffnungslosigkeit, die aus der Unfähigkeit resultiert, ein normales Leben zu führen, Freundschaften zu pflegen oder berufliche Ziele zu erreichen, mündet sehr häufig in eine Depression. Die soziale Isolation verstärkt Gefühle der Wertlosigkeit und Einsamkeit.5
  • Substanzmissbrauch: In dem verzweifelten Versuch, die lähmende Angst zu betäuben und soziale Situationen erträglicher zu machen, greifen viele Betroffene zu Alkohol oder Beruhigungsmitteln wie Benzodiazepinen.5 Dieser „Selbstbehandlungsversuch“ birgt ein hohes Risiko, schnell in eine Abhängigkeitserkrankung zu gleiten, die die ursprüngliche Problematik zusätzlich verkompliziert.19
  • Andere Angststörungen: Die permanente Anspannung kann sich zu einer generalisierten Angststörung ausweiten, bei der sich die Sorgen auf alle möglichen Lebensbereiche erstrecken, oder die körperlichen Symptome können sich in Form von wiederkehrenden Panikstörungen manifestieren.21

Eine Person, die sich zurückzieht oder sich in einen ruhigen, einsamen Ort flüchtet, um der sozialen Überforderung zu entgehen. Zum Beispiel jemand, der aus einem Fenster auf eine lebhafte Szene blickt, aber selbst im Dunkeln oder im Schatten sitzt.

 

Der unsichtbare Käfig – Der Alltag mit chronischer Sozialer Phobie

 

Für Außenstehende ist das Ausmaß des Leidens kaum nachvollziehbar. Der Alltag eines Menschen mit chronischer Sozialer Phobie ist ein ständiger, unsichtbarer Kampf, der eine enorme Menge an kognitiver und emotionaler Energie kostet.

 

Ein Tag im Leben

 

Der Tag beginnt oft nicht mit Tatendrang, sondern mit einem Gefühl der Beklemmung angesichts der bevorstehenden sozialen Hürden. Schon der Weg zur Arbeit in öffentlichen Verkehrsmitteln wird zur Qual – das Gefühl, von allen Seiten beobachtet und kritisch gemustert zu werden, ist allgegenwärtig.2

Im beruflichen Umfeld entfaltet die Krankheit ihre volle zerstörerische Kraft. Jede Interaktion fühlt sich an wie eine Prüfung.1 An Meetings teilzunehmen, ohne etwas sagen zu müssen, erfordert höchste Konzentration. Eine eigene Meinung zu äußern, ist fast unmöglich. Das gemeinsame Mittagessen in der Kantine wird vermieden, aus Angst, beim Essen beobachtet zu werden oder sich zu verschlucken.5 Ein einfacher Anruf bei einem Kunden oder einer Behörde wird tagelang aufgeschoben.15

Selbst die banalsten privaten Erledigungen werden zu unüberwindbaren Hindernissen. Der Gang in den Supermarkt ist ein Spießrutenlauf, bei dem jeder Blick als wertend empfunden wird.4 Einen defekten Artikel im Geschäft umzutauschen oder eine fremde Person nach dem Weg zu fragen, sind Szenarien, die Betroffene unter allen Umständen zu vermeiden suchen.2

Der Abend bringt keine Erleichterung, sondern soziale Erschöpfung. Der Tag war ein Marathon der Selbstbeobachtung und Anspannung. Darauf folgt das quälende Nachgrübeln: „Habe ich etwas Dummes gesagt?“, „Haben die Kollegen mein Schwitzen bemerkt?“. Diese ständige mentale Belastung lässt keinen Raum für Entspannung oder unbeschwerte soziale Kontakte.

 

Illustrative Fallbeispiele

 

Die Realität der Krankheit wird in den Schicksalen einzelner Personen greifbar:

  • Die 28-jährige Studentin Katharina P., die seit zwei Jahren ihre mündliche Abschlussprüfung vor sich herschiebt, weil die Angst vor dem Referat sie lähmt und sie ihr Studium möglicherweise nie beenden kann.25
  • Der 22-jährige Verkäufer Erich S., der bei mehreren Kunden an seiner Theke so starke Angst bekam, dass er auf die Toilette flüchten musste, was schließlich zu seiner Kündigung führte.25
  • Die 34-jährige Angestellte Anna H., die beim Geldabheben in einer fremden Filiale so erstarrte, dass sie kein Wort mehr herausbrachte und davonlief – eine Erfahrung, die sich am selben Tag bei der Post und in der Apotheke wiederholte.25

 

Leben in der Isolation – Wohnsituation und soziale Beziehungen

 

Die chronische Soziale Phobie wirkt wie ein Lösungsmittel für soziale Bindungen. Freundschaften und familiäre Beziehungen erodieren langsam aber sicher.

 

Das Erodieren sozialer Bindungen

 

Das ständige Absagen von Einladungen, das Vermeiden von Anrufen und der generelle soziale Rückzug werden vom Umfeld oft als Desinteresse, Arroganz oder persönliche Ablehnung missverstanden.19 Freunde und Familie wenden sich ab, weil sie die unsichtbare Mauer der Angst nicht durchdringen können. Dies verstärkt bei den Betroffenen das Gefühl, anders und unerwünscht zu sein, was die Isolation weiter vertieft.

Eine Partnerschaft aufzubauen, wird zu einer immensen Herausforderung. Die Angst vor Nähe und die Furcht, sich mit den eigenen vermeintlichen Schwächen zu zeigen, machen es fast unmöglich, eine intime Beziehung einzugehen.26 Viele Betroffene bleiben daher langfristig unverheiratet oder ohne festen Partner.6 Erfahrungsberichte schildern die große Hürde, überhaupt neue Menschen kennenzulernen oder Freundschaften zu schließen.27

 

Die Wohnung als Festung und Gefängnis

 

Für Menschen mit schwerer, chronischer Sozialer Phobie wird die eigene Wohnung zum zentralen Lebensort. Sie ist der einzige verbliebene sichere Raum, eine Festung gegen die als feindlich empfundene Außenwelt.4 Doch diese Festung wird gleichzeitig zum Gefängnis.19 Der Rückzug in die eigenen vier Wände zementiert die Isolation und verhindert jede Möglichkeit, positive soziale Erfahrungen zu sammeln. Dies bestätigt die tiefsitzende Überzeugung, für die Welt ungeeignet zu sein, und schafft einen idealen Nährboden für schwere Depressionen. Selbst innerhalb dieses vermeintlichen Schutzraumes lauert die Angst: Die Begegnung mit einem Nachbarn im Treppenhaus oder der Gang zum Briefkasten können zu einer Tortur werden.2

 

Wenn es alleine nicht mehr geht: Betreutes Wohnen

 

In den schwersten Fällen, wenn die Alltagsbewältigung vollständig zusammenbricht und die Person das Haus kaum noch verlassen kann, sind spezialisierte Hilfsangebote notwendig. Das „Ambulant Betreute Wohnen“ ist eine solche Maßnahme. Hierbei unterstützen Sozialpädagogen die Betroffenen direkt in ihrer eigenen Wohnung. Sie helfen bei Behördengängen, Arztbesuchen, der Haushaltsführung und dem schrittweisen Wiederaufbau sozialer Kontakte.31 Ziel ist es, eine totale Vereinsamung zu verhindern und die Fähigkeit zu einem selbstständigen Leben wiederherzustellen.

 

Die finanziellen Fesseln der Angst – Beruf, Einkommen und staatliche Unterstützung

 

Die chronische Soziale Phobie hat nicht nur emotionale und soziale, sondern auch gravierende finanzielle Konsequenzen. Sie schafft eine lebenslange ökonomische Benachteiligung.

 

Die gläserne Decke der Angst im Berufsleben

 

Im Berufsleben wirkt die Krankheit wie eine unsichtbare Barriere. Um soziale Interaktionen zu minimieren, wählen Betroffene häufig Berufe, die weit unter ihrer eigentlichen Qualifikation liegen.5 Sie meiden aktiv Situationen, die ihre Karriere voranbringen könnten: Beförderungen werden ausgeschlagen, weil sie mit mehr Personalverantwortung oder öffentlichen Präsentationen verbunden sind; Gehaltsverhandlungen werden aus Angst vor dem Konflikt nicht geführt; und ein Jobwechsel wird wegen der Furcht vor Bewerbungsgesprächen gar nicht erst in Erwägung gezogen.13 Besonders tragisch ist, dass die Soziale Phobie ihren Höhepunkt oft zwischen dem 20. und 35. Lebensjahr erreicht – genau in der kritischen Phase, in der die Weichen für die berufliche und finanzielle Zukunft gestellt werden.13

 

Arbeitslosigkeit und Einkommensverlust

 

Die ständige Anspannung, die Konzentrationsschwierigkeiten durch die Angst und das Vermeidungsverhalten führen unweigerlich zu einer verminderten Arbeitsleistung und häufigeren krankheitsbedingten Fehlzeiten. Dies erhöht das Risiko für den Verlust des Arbeitsplatzes dramatisch. Studien deuten darauf hin, dass Menschen mit dieser Erkrankung dreimal häufiger arbeitslos werden als der Bevölkerungsdurchschnitt.10 Der daraus resultierende Einkommensverlust führt zu finanziellen Sorgen, die wiederum die Angst und den Stress verstärken – ein Teufelskreis, aus dem es schwer ist, auszubrechen.35

 

Navigation im deutschen Sozialsystem

 

Wenn eine Erwerbstätigkeit aufgrund der Schwere der Erkrankung nicht mehr oder nur noch eingeschränkt möglich ist, sind Betroffene auf staatliche Unterstützung angewiesen. Der Zugang zu diesen Hilfen ist jedoch oft mit genau den sozialen Interaktionen verbunden, die die Krankheit auslösen – ein grausames Paradoxon. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die zentralen Unterstützungsleistungen in Deutschland.

Tabelle 1: Staatliche Unterstützungsleistungen bei chronischer Sozialer Phobie in Deutschland

Leistung (Benefit)Zuständige Behörde (Authority)Zentrale Voraussetzungen (Key Requirements)Wichtige Hinweise (Key Notes)
BürgergeldJobcenterErwerbsfähigkeit (mind. 3 Std./Tag), Hilfebedürftigkeit.36Grundsicherung für Erwerbsfähige, die ihren Lebensunterhalt nicht selbst sichern können. Jobcenter kann bei der Wiedereingliederung unterstützen.
Sozialhilfe (Hilfe zum Lebensunterhalt)SozialamtVolle Erwerbsminderung (weniger als 3 Std./Tag), Hilfebedürftigkeit, kein Anspruch auf Grundsicherung.37Nachrangige Leistung. Greift, wenn wegen voller Erwerbsminderung kein Anspruch auf Bürgergeld besteht.
ErwerbsminderungsrenteDeutsche RentenversicherungMedizinische Feststellung der Erwerbsminderung (weniger als 3 Std./Tag für volle Rente), Erfüllung versicherungsrechtlicher Wartezeiten.38Psychische Erkrankungen sind die häufigste Ursache für EM-Renten.40 Die Hürden sind hoch; eine adäquate Behandlung muss versucht worden sein.38
Grad der Behinderung (GdB)VersorgungsamtNachweis der dauerhaften Beeinträchtigung der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.42Bei schweren Störungen mit mittelgradigen sozialen Anpassungsschwierigkeiten ist ein GdB von 50-70 möglich.42 Ab GdB 50 gilt man als schwerbehindert und hat Anspruch auf Nachteilsausgleiche (z.B. Kündigungsschutz, mehr Urlaub).

 

Wege aus dem Schatten – Behandlung, Selbsthilfe und Hoffnung

 

Trotz des düsteren Bildes einer chronifizierten Sozialen Phobie ist die wichtigste Botschaft: Die Krankheit ist gut behandelbar.14 Eine frühzeitige professionelle Hilfe kann den Teufelskreis durchbrechen und eine Chronifizierung verhindern.17

 

Eine Person, die sich vorsichtig einer helleren oder freundlicheren Umgebung zuwendet, vielleicht eine Tür oder ein Weg, der in ein sanft beleuchtetes Gebiet führt, aber immer noch mit dem Gefühl, einen großen Schritt zu wagen. Es könnte auch die Unterstützung durch eine andere, unscharf angedeutete Person symbolisieren.

 

Professionelle Hilfe ist wirksam

 

Der Weg zur Besserung erfordert Mut, denn er bedeutet, sich genau den Situationen zu stellen, die die Angst auslösen. Der erste Schritt – der Anruf bei einem Therapeuten – ist für viele Betroffene bereits eine riesige Hürde.1

  • Kognitive Verhaltenstherapie (KVT): Sie gilt als die wirksamste Methode zur Behandlung der Sozialen Phobie.5 In der Therapie lernen Betroffene, ihre negativen und irrationalen Denkmuster zu erkennen und zu verändern. Ein zentraler Bestandteil ist die Expositionstherapie, bei der sie sich schrittweise und in einem geschützten Rahmen den gefürchteten Situationen stellen. Dadurch erleben sie, dass die befürchteten Katastrophen ausbleiben und ihre Angst nachlässt. Die Therapie zielt darauf ab, den Kernmechanismus der Störung – die Vermeidung – direkt umzukehren.8
  • Medikamentöse Therapie: Ergänzend zur Psychotherapie können Medikamente, insbesondere Antidepressiva aus der Gruppe der SSRI und SNRI, eingesetzt werden. Sie wirken auf Botenstoffe im Gehirn, die bei Angststörungen aus dem Gleichgewicht geraten sind, und können die allgemeine Anspannung und Angst reduzieren, was die Durchführung einer Psychotherapie erleichtert.5

 

Was Betroffene selbst tun können

 

Neben der professionellen Behandlung gibt es unterstützende Maßnahmen, die den Umgang mit der Angst im Alltag erleichtern:

  • Entspannungstechniken: Methoden wie die Progressive Muskelentspannung, Atemübungen und Achtsamkeitstraining helfen, die körperlichen Symptome der Angst zu kontrollieren und das allgemeine Anspannungsniveau zu senken.20
  • Soziales Kompetenztraining: In speziellen Gruppen können soziale Fertigkeiten wie das Beginnen eines Gesprächs, das Äußern von Wünschen oder das Setzen von Grenzen in einem sicheren Umfeld geübt werden.5
  • Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen ist oft eine große Erleichterung. Zu erkennen, dass man mit seinen Ängsten nicht allein ist, durchbricht die Isolation und schafft ein Netzwerk gegenseitiger Unterstützung.2

In Deutschland sind der Hausarzt, die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen sowie diverse Online-Therapieangebote erste Anlaufstellen, um Hilfe zu finden.1

 

Die Krankheit verstehen, den Menschen sehen

 

Die chronische Soziale Phobie ist weit mehr als nur Schüchternheit. Sie ist eine schwere, behindernde Erkrankung, die unbehandelt zu einer systematischen Zerstörung der Lebensqualität, der sozialen Bindungen und der finanziellen Sicherheit führt. Der Alltag wird zu einem unsichtbaren Käfig aus Angst, Vermeidung und Isolation.

Für das Umfeld ist es entscheidend, die Mechanismen der Krankheit zu verstehen und den Rückzug von Betroffenen nicht als persönliche Ablehnung zu werten, sondern als Symptom einer tiefen Not.48 Geduld, Verständnis und die Ermutigung, professionelle Hilfe zu suchen, sind die wertvollste Unterstützung, die Angehörige leisten können.

Die wichtigste Botschaft für Betroffene selbst ist jedoch eine der Hoffnung: Auch wenn der Weg steinig erscheint, ist eine Besserung möglich. Die Soziale Phobie ist behandelbar, und die Rückgewinnung eines selbstbestimmten, angstfreieren Lebens ist ein erreichbares Ziel. Der entscheidende erste Schritt ist, das Schweigen zu brechen.

Quellen

 

  • ambulant-betreutes-wohnen.com
  • anwalt.de
  • angstselbsthilfe.de
  • aok.de
  • arbeitsagentur.de
  • asb.de
  • balancerehabclinic.de
  • barmer.de
  • bbud.info
  • beltz.de
  • betanet.de
  • bfarm.de
  • bfs.admin.ch
  • bpb.de
  • campuls.online
  • caritas-en.de
  • caritas.de
  • dav-sozialrecht.de
  • deine-gesundheitswelt.de
  • deister-weser-kliniken.de
  • dersteg.de
  • destatis.de
  • deutsche-rentenversicherung.de
  • die-inkognito-philosophin.de
  • doccheck.com
  • focus.de
  • gelbe-liste.de
  • habichtswald-privat-klinik.de
  • hrcak.srce.hr
  • ikkev.de
  • klinik-friedenweiler.de
  • mediclin.de
  • minddoc.de
  • msdmanuals.com
  • netdoktor.de
  • neurologen-und-psychiater-im-netz.org
  • oberbergkliniken.de
  • ostjob.ch
  • panikattacken-loswerden.de
  • pmc.ncbi.nlm.nih.gov
  • ppp-baden.ch
  • promentesteiermark.at
  • psychenet.de
  • psychotherapie-hvl.de
  • ra-buechner.de
  • ra-klose.com
  • researchgate.net
  • rki.de
  • rwth-aachen.de
  • sbt-in-berlin.de
  • schlosspark-klinik-dirmstein.de
  • schoen-klinik.de
  • selbsthilfe-saar.de
  • selbsthilfezuerich.ch
  • semanticscholar.org
  • sovd-hh.de
  • sozialrechtsiegen.de
  • spiegel.de
  • springermedizin.de
  • stadtmission-nuernberg.de
  • therapie-fhain.de
  • therapie-seevetal.de
  • therapie.de
  • thieme-connect.com
  • usz.ch
  • vice.com
  • wichern-diakonie.de
  • wikipedia.org
  • woman.at
  • xn--ngste-fra.info
  • youtube.com
  • zentraljob.ch

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