Am 24. April hat in Japan die erste virtuelle Schule eröffnet, wo Schüler und Lehrer durch Avatare im Internet miteinander interagieren.
Besonders attraktiv ist das Angebot für sogenannte „Hikikomori“, Menschen mit Angststörungen und sozialen Phobien, die den Kontakt mit anderen weitgehend vermeiden. Ein Unterrichtsjahr kostet 180.000 Yen (circa 1.300 Euro) – wenn alle drei Jahre absolviert werden, wird ein Diplom ausgestellt.
Kein persönlicher Unterricht
Dieses Schulsystem wurde von der privaten Meisei High School initiiert, die bereits zuvor Fernkurse angeboten hatte. Jedoch bereiteten die 20 Face-to-Face-Tutorien vielen Schülern Probleme. Bei der neuen Schule konnten diese Einheiten auf vier pro Semester reduziert werden.
„Das Fernunterricht-Bildungssystem zwingt ein Individuum dazu, zuhause alleine stundenlang zu lernen, was es schwierig macht, die Motivation aufrechtzuerhalten und die Einsamkeit begünstigt“, so Masaki Shimoda, der Direktor der Schule. „Deswegen haben wir ein Programm gestartet, das trotz Fernstudium Kommunikation zwischen Schülern und Lehrern erlaubt.“
Alles online – auch ein Risiko
Die Schul-Software wird auf PC, Laptop, Tablet oder Mobiltelefon installiert. Die Schüler müssen regelmäßig zum Unterricht erscheinen. Stellvertretend dafür werden Avatare, die nach Lust und Laune mit verschiedensten Frisuren und Kleidung ausgestattet werden können, über den Campus gelenkt. Der Unterricht besteht aus Video-Einheiten und schriftlichen Prüfungen. Zusätzlich können audiovisuelles Material und E-Books in der Medienbibliothek ausgeliehen werden. Virtuelle soziale Interaktionen werden durch ein integriertes Chat-Programm ermöglicht.
Kritiker warnen jedoch davor, dass die neue Schule nicht mit Empfehlungen von Therapeuten und NGOs, die mit „Hikikomoris“ arbeiten, konform gehen. Das Verstecken hinter einem Avatar könnte dazu führen, dass der soziale Rückzug noch weiter fortschreitet.