Do. Apr 18th, 2024

Mit einer virtuellen Illusion wollten Forscher Versuchsteilnehmern weismachen, dass sie unsichtbar seien. Das klappte – und die Probanden fühlten sich plötzlich anders, wenn sie vor Publikum standen.

Für das Experiment baten die Wissenschaftler 125 Versuchspersonen, im Labor eine Brille aufzusetzen. Sahen die Probanden dann auf sich hinunter, gaukelte die Brille ihnen vor, dass dort nichts sei – statt ihres Körpers sahen sie nur den zuvor aufgenommenen und dann auf die Brille projizierten Fußboden. Gleichzeitig wurde der Teilnehmer mit einem großen Pinsel am Körper berührt.

Soziale Angst vor Publikum bleibt aus

Die Versuchsteilnehmer sahen ihren Körper also nicht, fühlten ihn aber. In weniger als einer Minute nahmen die Probanden die Illusion an, unsichtbar zu sein. „Die Mehrheit der Teilnehmer überträgt das Gefühl der Berührung auf den Körper, den sie nicht sehen können“, sagt Arvid Guterstam.

Das zeigte auch ein Test mit einem Messer, das in den vermeintlich unsichtbaren Körper gestochen, also den Teilnehmern auf die Brille projiziert wurde. Tatsächlich stieg die Hautleitfähigkeit daraufhin, eine Stressreaktion des Körpers. Das Gehirn nahm also an, dass der Körper zwar da ist, aber nicht sichtbar.

Als Letztes holten die Forscher eine größere Gruppe ins Labor, die dem Versuchsteilnehmer fremd war, und stellten sie so auf, wie ein Publikum sich üblicherweise platziert.

Auch das ist eigentlich eine Situation, die zunächst Stress auslöst. Doch der Puls und auch der selbst wahrgenommene Stress der Probanden blieb erstaunlich niedrig, so die Forscher.

Soziale Ängste werden also durch die Illusion der Unsichtbarkeit gedämpft. Das macht das Experiment auch interessant für klinische Psychologen, deren Angstpatienten vielleicht von solch einer Illusion profitieren würden. Arvid Guterstam und sein Team denken sogar noch einen Schritt weiter.

Man sollte auch untersuchen, was das Unsichtbarsein mit dem Gefühl für moralisches Handeln anstellt, finden sie. Denn wer weiß, was für Gedanken einem kommen, wenn man erst einmal tatsächlich unsichtbar ist.

Von Sebastian

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.