Di. Mrz 19th, 2024

„Ich sollte nicht so viel Kaffee trinken!“, hört man von gehetzten Großstadtmenschen. Er mache sie nur gereizt. Das schlechte Image hat Tradition. Bereits der „Caffee“-Kanon von Carl Gottlieb Hering warnt davor, dass das dunkelbraune Gesöff die Nerven schwäche. Nun deutet eine Studie an Mäusen jedoch darauf hin, dass das Gegenteil der Fall ist. Koffein blockiert offenbar jene Mechanismen im Gehirn, die bei chronischem Stress vergesslich und ängstlich machen, berichtet ein Team um Manuella Kaster von der Universität von Coimbra, Portugal, im Fachjournal „PNAS“.

Dass gestresste Menschen besonders viel Kaffee trinken, ist lange bekannt. Epidemiologische Studien zeigten außerdem, dass die Kaffeekonsumenten trotz Dauerstress seltener an Depressionen leiden oder Suizidgedanken haben. Die Forscher interessierte nun, wie der schützende Effekt zustande kommt. Möglicherweise spiele der Adenosin-Rezeptor A24R eine entscheidende Rolle, meinten sie. Denn diesen Rezeptor blockiert Koffein.

Mit Koffein im Trinkwasser ging es den Mäusen erheblich besser

Kaster und ihre Kollegen setzten die Mäuse drei Wochen lang nicht vorhersehbarem Stress aus. Die Folgen waren wie erwartet: Die Tiere nahmen weniger zu, sie wirkten in Tests hilflos, ängstlich und freudlos, sie konnten sich schlechter orientieren und hatten mehr Stresshormone im Blut. Ihr Zustand glich dem depressiver Menschen. Wurde ihr Trinkwasser mit Koffein versetzt, ging es ihnen dagegen erheblich besser. Ungestressten Mäusen brachte das Koffein nichts.

Der Dauerstress führte dazu, dass an den Verbindungsstellen der Nervenzellen (Synapsen) mehr Adenosin-Rezeptoren gebildet wurden – und das löste einen schädlichen Dominoeffekt aus. Vor allem im Hippocampus, dem Tor zum Gedächtnis, funktionierten die Synapsen nicht mehr richtig. Mäuse, denen das Gen für den Rezeptor fehlte oder bei denen er durch Koffein oder KW6002 blockiert wurde, waren geschützt. Regelmäßiger Kaffeegenuss könnte also Dauerstress-bedingten psychischen Störungen vorbeugen, spekulieren die Forscher.

Von Sebastian

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