Sa. Apr 20th, 2024

Die Wurzeln der Kava-Kava-Pflanze – auch Rauschpfeffer genannt – haben auf Südsee-Inseln wie Hawaii oder den Fidschis eine lange Tradition als Rauschmittel. Zermahlen und in Wasser gelöst sollen sie eine angenehme innere Ruhe auslösen und Angstzustände mildern.

Wiederkehrende Ängste werden in unserer Gesellschaft oft belächelt anstatt ernstgenommen. Für Betroffene erscheint die Selbstbehandlung mit einem harmlos klingenden pflanzlichen Mittel wie Kava-Kava daher verlockender als der Gang zu Arzt. Die Public-Health-Experten des Info-Service-Portals „medizin transparent“ an der Donau-Universität Krems haben die Faktenlage geprüft.

Hoher Leidensdruck bei Angstzuständen
Dabei sind wiederkehrende Angstzustände mit beträchtlichem Leidensdruck verbunden und reichen von der Panik, man könnte im Flugzeug abstürzen über Ängste, außer Haus zu gehen bis hin zu wiederkehrenden, übertriebenen Befürchtungen zu Themen wie Familie, Gesundheit oder der eigene Zukunft. Manche Menschen quälen solche Ängste so stark, dass sie kaum mehr im Alltag zurechtkommen.

Laut aktuellen Studien können Kava-Kava- Präparate zwar möglicherweise kurzfristig bei Ängsten helfen, ihre Wirkung scheint aber sehr bescheiden zu sein und ist nicht gut belegt. In bisherigen Studien haben die Teilnehmer die Kava-Kava-Präparate zudem nur einige Wochen lang eingenommen. Ob die Mittel auch über längere Zeiträume helfen könnten, ist daher gänzlich unklar.

Pflanzlich heißt nicht harmlos
Pflanzlich heißt jedoch keineswegs harmlos. So wurden Anfang der 2000er Jahre mehrere Fälle mit schweren Leberschädigungen nach dem Konsum von Kava-Kava-Präparaten in den USA und Europa bekannt. Sechs Fälle darunter sind allein in Deutschland aufgetreten. In Folge stufte die US-amerikanische Gesundheitsbehörde die Präparate als gesundheitlich bedenklich ein .Unter anderem in Österreich und Großbritannien sind Kava-Kava-Extrakte seitdem gänzlich verboten.

Auch Deutschland hat die pflanzlichen Präparate 2002 verboten. Im Jahr 2014 hat ein Gericht jedoch verfügt, den Verkauf von Kava-Kava-Produkten unter strengeren Bedingungen wieder zuzulassen. Der Grund: nach Meinung der Richter sind die Beweise zu schwach, dass Kava-Kava tatsächlich die berichteten Leberschädigungen verursacht haben.

Die Studien im Detail
Die Studienlage zu Kava-Kava ist wenig zufriedenstellend. Darauf weisen schon die zusammengefassten Ergebnisse aller bis Jänner 2005 veröffentlichten Studien hin. Sie weisen alle dieselben Probleme auf: zu kleine und daher kaum aussagekräftige Teilnehmerzahlen und zu kurze Untersuchungszeiträume von nur wenigen Wochen.

Von fünf später publizierten Untersuchungen entspricht nur eine einzige den strengen wissenschaftlichen Kriterien einer gut gemachten klinischen Studie. Ihre Ergebnisse deuten darauf hin, dass Kava-Kava die Symptome einer generalisierten Angststörung etwas lindern kann. Auch diese Studie hat jedoch zu wenige Teilnehmer über lediglich sechs Wochen untersucht, um aussagekräftige Schlüsse ziehen zu können. Finanziert wurde die Studie durch einen Hersteller von Kava-Kava-Mitteln.

Eine weitere Studie desselben Wissenschaftler-Teams untersuchte Teilnehmer nur jeweils eine Woche lang – eindeutig zu kurz, um zu klaren Ergebnissen zu kommen. Ein anderes Autorenteam führte eine Studie rein über das Internet durch. Dadurch ist unklar, wie glaubwürdig die Ergebnisse sind. Zudem mussten die untersuchten Teilnehmer gleichzeitig sowohl an chronischen Ängsten wie auch einer Schlafstörung leiden – die Ergebnisse sind daher nicht auf andere Angstpatienten übertragbar. Die Autoren der fünften Arbeit fassten die Ergebnisse zweier unzureichend beschriebener Studien an nur wenigen Teilnehmern mit denen einer bereits früher veröffentlichten Studie zusammen. Die Resultate dieser gemeinsamen Analyse sind dadurch nur bedingt nachvollziehbar.

Quellen: http://kurier.at/, http://www.medizin-transparent.at/kava-kava

Von Sebastian

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